Jüdisches Volksheim in der Max-Beer-Straße

 

jüdisches Volksheim

Seit dem 21. September 2018 erinnert eine Berliner Gedenktafel an das ehemalige jüdische Volksheim. Sie würdigt das Leben und Wirken des Arztes und Pädagogen Siegfried Lehmann und erwähnt auch die Mitwirkung Gustav Landauers und Martin Bubers als Unterstützer des Projekts.

In der heutigen Max-Beer-Straße 5 bestand zwischen 1916 und 1929 das jüdische Volksheim, in dem moderne Sozialarbeit mit dem Ziel der Selbstbestimmung und des Aufbaus einer sozialistischen Gesellschaft verbunden wurde. Am 18. Mai 1916 hielt Gustav Landauer vor rund 200 Teilnehmern die Eröffnungsrede zum Thema „Judentum und Sozialismus“, in der er für die Erneuerung der Völker aus dem Geist der Gemeinde und für Siedlungen jenseits von Staat und autoritärem Sozialismus eintrat. Später hielt er hier einen Kurs über Sozialismus ab und war dem Projekt, zusammen mit Martin Buber, über den Freundeskreis auch weiterhin verbunden. Durch seine Anteilnahme an den Forschungen Bubers wendete sich Landauer bereits ab 1904 verstärkt seinem Judentum zu. Die Rezension von Bubers Buch „Die Legende des Baalschem“ (1908) geriet ihm zu einem ersten Bekenntnis in diesem Sinne. Landauer hatte bedeutenden Anteil an der Politisierung der jüdischen Jugendbewegung. So war etwa der junge Gershom Scholem tief beeindruckt von seiner Zusammenführung von Judentum und Sozialismus. Die Nation ohne Staat und staatliche Grenzen hatte für Landauer die Aufgabe, in Vielfalt und friedlicher Verbindung mit allen anderen Nationen zu leben. Er empfand sein Judentum als Facette seiner Identität, die sich gleichberechtigt mit seiner deutschen und süddeutsche kulturellen Prägung zu einem „Komplex“ fügte, von dem er hoffte, dass er „noch vielfältiger eins“ sei, als er wisse. Landauer sprach sich energisch gegen den zunehmenden Antisemitismus aus, wandte sich zugleich aber auch gegen den aufkommenden Zionismus.